SFH-141118     Die lange Irrfahrt zum Lobautunnel,      Bernhard Ichner     Stefanie Rachbauer  15.01.2018, 06:00
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Studie zu Alternativen lässt ebenso auf sich warten, wie Bestätigung der Umweltverträglichkeit.

https://kurier.at/chronik/wien/die-lange-irrfahrt-zum-lobautunnel/306.504.946

Vom Lobautunnel erzählen zwei unendliche Geschichten: Zum einen kündigt Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) seit Langem eine Studie zu Tunnel-Alternativen an. Und zum anderen zieht sich die Prüfung der Umweltverträglichkeit des Großprojekts in die Länge. Zum Start der nächsten Verhandlungsrunde vor dem Bundesverwaltungsgericht (siehe Zusatzartikel) beantwortet der KURIER die wichtigsten Fragen zum Lobautunnel.

Seit wann tobt der rot-grüne Streit über das Projekt?

» Lobautunnel, S1 Lückenschluss, Visualisierung… Foto: /Asfinag

Umstrittener Asfinag-Plan: Der Verkehr soll den Nationalpark Donau-Auen unterirdisch queren Seit sich der Lückenschluss der S1 samt Tunnel, den die Asfinag zwischen Schwechat und Süßenbrunn plant, abzeichnet. 2005 paktierten SP-Bürgermeister Michael Häupl und der damalige Infrastrukturminister Hubert Gorbach (FPÖ) die unterirdische Verbindung. Die Wiener Grünen kritisierten die Entscheidung aus ökologischen Gründen wiederholt.

Als SPÖ und Grüne 2010 in Wien erstmals eine Koalition schmiedeten, klammerten sie das Thema aus dem Regierungsprogramm aus. Kurz nach der Besiegelung der Zusammenarbeit forderte Vassilakou allerdings eine Volksbefragung zum Tunnelbau.

Im Zuge der Neuauflage der rot-grünen Koalition bekannten sich die Regierungspartner 2015 zu einer sechsten Donauquerung – aber mit dem Zusatz, "alternative Planungsvarianten" überprüfen zu lassen. Vassilakou bejubelte vor der grünen Basis das Tunnel-Aus, Häupl beharrte weiter auf den Röhren.

Wann wird die Prüfung präsentiert?

Laut jüngster Ansage Vassilakous im Frühjahr 2018. Derartige Ankündigungen sind nicht neu: Ursprünglich hatte Vassilakou die Expertise für Herbst 2016 versprochen. Im Februar des folgenden Jahres sagte sie: "Wir erwarten die Ergebnisse der Experten sehr zeitnah." Und wieder einen Monat später hieß es, das Ergebnis lasse "nicht mehr lange auf sich warten".

Was arbeiten die Experten aus?

Während im Koalitionsübereinkommen "alternative Planungsvarianten" fixiert wurden, betonte Vassilakou im vergangenen März, dass die Prüfung in eine andere Richtung gehe. Es gehe vielmehr darum, valide Zahlen als Gesprächsbasis zu erhalten, erklärte sie im Gemeinderat. Internationale Experten würden prüfen, was es aus verkehrsorganisatorischer Sicht bedeute, wenn der Tunnel gebaut werde, und was es bedeute, wenn er nicht komme.

Das Vassilakou-Büro will den Studien-Inhalt vorerst nicht näher präzisieren und spricht von "Modellrechnungen" unter anderem zu Verkehrsauswirkung, -entwicklung und Ausgleichsmaßnahmen.

Wer sind die Studienautoren?

Rund zehn Fachleute aus den Gebieten Raum- und Verkehrsplanung – vorwiegend von Beratungsinstituten und technischen Universitäten in Zürich, Berlin, Dresden sowie Wien. Mit dabei sind auch Forscher von der TU Wien, zum Beispiel Verkehrswissenschaftler Hermann Knoflacher.

Was hat der Wiener Gemeinderat zu sagen?

Nichts – wie auch Vassilakou laufend betont. "Die Entscheidung, ob der Lobautunnel gebaut werden darf oder nicht, trifft das Bundesverwaltungsgericht und nicht der Wiener Gemeinderat", sagt sie. "Meine Meinung dazu ist unverändert: Ein Autobahntunnel durch einen Nationalpark, der täglich Zehntausende zusätzliche Autos nach Wien schaufelt, ist Verkehrspolitik aus dem vorigen Jahrhundert."


Gericht widmet sich dem Thema Lärm

Obwohl das Verkehrsministerium den Lobautunnel bereits im März 2015 bewilligte, steht noch immer nicht fest, ob er umweltverträglich ist oder nicht. Wie berichtet, erhoben Bürgerinitiativen, der Siedlerverein Essling sowie die Stadtgemeinde Groß-Enzersdorf diverse Einsprüche gegen das Projekt. Sie zogen etwa die Verkehrsprognosen der Asfinag in Zweifel, befürchteten negative Auswirkungen auf das Grundwasser oder stellten die Tunnelsicherheit im Fall von Bränden und Erdbeben infrage.

Heute, Montag, beginnt vor dem Bundesverwaltungsgericht (BVwG) die letzte Verhandlungsrunde: Bis Dienstagabend werden die Themengebiete Lärm und Humanmedizin behandelt. Beendet ist das Beschwerdeverfahren aber auch dann noch nicht. Auf einen rechtskräftigen UVP-Bescheid muss die Asfinag noch warten.

Zum einen benötigen die Beschwerdeführer "noch einige Wochen" für die Begutachtung der Verkehrsprognosen, die ihnen im November vom Gericht zugestanden worden waren, so Wolfgang Rehm von der Umweltorganisation VIRUS. Zum anderen ist es denkbar, dass die Richter dem Bauwerber auch punkto Lärm und Humanmedizin Verbesserungsaufträge erteilen.

Danach wird entweder ein UVP-Bescheid für das mittlerweile abgeänderte Projekt erteilt – oder die Bewilligung der ersten Instanz aufgehoben. Bei der Asfinag ging man zuletzt von der Bestätigung der Umweltverträglichkeit im Frühjahr, einem Baubeginn des Tunnels 2019 und einer Verkehrsfreigabe im Jahr 2025 aus.

(kurier) Erstellt am
  • Christian Schmidt vor einem Monat » Melden   3 0

    Der Tunnel hat nur Vorteile, und, man SIEHT ihn nicht! Aber das kennt man ja: bei der Donauinsel haben vor allem die Schwarzen aufbegehrt, dann wollen sie die Insel erfunden haben, auch bei Greifenstein gab es genug Widerstand, jetzt ist es ein naturnahes Paradies! Und den Grünen ins Stammbuch geschrieben: ab einer gewissen Entfernung kann man mit dem Rad keine Ziele erreichen, ausser man ist Dauerstudent oder Extrem-Ausdauersportler. Darum, HER mit dem Tunnel!

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  • Tina Lang vor einem Monat » Melden   4 2

    Wir wollen keinen tunnel!
    Wir brauchen KEINEN Tunnel!

    Ihr könnt euch nicht mal den zeitgerechten U5 Bau leisten und die Verlängerung der U2 musste auch schon verschoben werden!

    Aber der Krankenhaus Nord Skandal von Schieders Ehefrau sollte mal RECHTLICHE Konsequenzen haben - SOFORT !!!

    Oder wird der Herr Schieder dann als Bürgermeister die Skandale SEINER EHEFRAU aufdecken??

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  • Hans Manninger vor einem Monat » Melden   1 0

    Jawohl, Hr. Wagner, (und generell zum thema)

    Eine bahnverbindung in dieser relation war schon einmal in den70er-jahren von den ÖBB geplant!
    Ev. in der art "Tauernschleuse" mit autoverladung, oder, wie auf der bahn zwischen Martigny und Chamonix. Abwechselnd bahn- und strassenverkehr durchschleusen!

    Als alternative könnte man eine donauquerung mittels einer rollfähre und anschliessend den verkehr über wanderwege in art "begegnungszone" mit v/max 20 km/h durch die Lobau schleusen!

    Mit grüssen
    Hans Manninger

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  • Josef Wagner vor einem Monat » Melden   1 1

    Fahren da wirklich so viele Lastwagen vom Raum Schwechat in den Raum nördliches Wien? Mir kommt da eine vielleicht seltsam klingende Idee:
    4 parallele Schienenstränge, und ähnlich beim Vereina Tunnel - der ist aber nur Meterspur - oder wie beim Kanaltunnel dann zwei Ladestellen in Schwechat und vielleicht an der ungarischen oder slowakischen Grenze und dann zwei gegengerichtete noerdlich von Wien und irgend wo Richtung Czechei. Damit wäre der gesamte Kraftwagentransit aus dem Lobau bereich weg.
    Klingt vielleicht seltsam, aber dann waere nur ein kleines Donaukraftwerk fuer die Abdeckung des elektrischen Bedarfes der Pendel Züge notwendig.
    mfg aus Penzin

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  • HARUN AL RASCHID vor einem Monat » Melden   7 1

    Was Blödsinnigeres als die Donau zu untertunneln kann einem nicht mehr einfallen: Bei einer Brücke könnte man eine Verbindung zur Donauuferautobahn herstellen und damit die Tangente wesentlich wirkungsvoller entlasten. Von Kosten und Risiken gar nicht zu reden. Und die paar Meter Gelsenau eingehaust queren. Aber da wird so getan, als ob das bißchen Wald der letzte auf der ganzen Welt wäre.

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    • HARUN AL RASCHID vor einem Monat » Melden   4 0

      Die Hainburger Donaubrücke führt über den Nationalpark, mehrere Straßen ebenfalls...kein Mensch beschwert sich darüber (und warum sollte man auch)

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  • H. Langer vor einem Monat » Melden   8 1

    Wie lang plagt uns die Vasilinkuh noch ?

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  • Manfred Berger vor einem Monat » Melden   7 2

    der Lobau Tunnel gehört her !

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  • Der Onomatopoet vor einem Monat » Melden   8 1

    wann nimmt man endlich der Vasilinkuh das Verkehrsressort weg und setzt Pläne um, die sinnvoll sind?
    Nicht nur"verkehrsberuhigte" Begegnungszonen wie in der Wehrgasse und einen Radweg nach dem Anderen um den Verkehrsfluss zu hemmen?

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  • M Wolf vor einem Monat » Melden   2 10

    jede Autobahn zieht mehr Verkehr an.
    und wir wollen nicht mehr Verkehr.
    Also sind wir froh dass es nicht gebaut wird!

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    • Werner Schütz vor einem Monat » Melden   4 0

      Auf der Autobahn fährt man im höchsten Gang OHNE Halt, der Verkehr auf dieser Autobahn ist dann nicht mehr auf Lokalstraßen mit unzähligen Ampeln. Fahren (nein besser schleichen) Sie doch einmal von Wien-Stadt nach Essling und retour mit dem Auto!

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      • Robert Kletecka vor einem Monat » Melden   0 0

        Herr Schütz,
        Dann fahren Sie nicht mit dem Auto sondern öffentlich!

        Antworten
  • Bernd Wilda vor einem Monat » Melden   11 2

    Die unsägliche Kombination Vassilakou-Knoflacher garantiert weiter extremen Zeitverlust und kostspielige Papierproduktion.
    Beide haben in ihrer Tätigkeit bis dato nichts Konstruktives geschaffen und sind nur Garnt für Behinderung und Verhinderung.
    Die Entfernung dieser Beiden aus allen beschlussfähigen Gremine garantiert ein reales konstruktives Projekt, andernfalls reden wir in zehn Jahren immer noch um den Brei herum.

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    • Zorn IG vor einem Monat » Melden   1 4

      Sie sollten sich einmal den Luxus gönnen, und Prof Knoflacher in seinen gesamte Ausführungen zuzuhören. Das ist dann alles andere als nicht konstruktiv.
      Egal, bei diesem Projekt ist es ohnehin zu spät, denn die Anschlüsse aus dem Süden sind da, ebenso aus dem Norden. Ohne Lückenschluss steht halt einfach alles auf der Tangente herum.

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  • Nico Gern vor einem Monat » Melden   14 1

    Frau Vasilkou wird das gleiche schaffen wie die Frauen Lunacek/Felipe, viel Erfolg dabei!

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  • The Heretic vor einem Monat » Melden   16 2

    Zitat:
    "Meine Meinung dazu ist unverändert: Ein Autobahntunnel durch einen Nationalpark, der täglich Zehntausende zusätzliche Autos nach Wien schaufelt, ist Verkehrspolitik aus dem vorigen Jahrhundert."

    Grün - Politik und den Bau nicht zuzulassen, ist "Verkehrspolitik" aus dem vorigen Jahrhundert!...
    Denn, liebe Fr. Vize: Wenn NICHT gebaut wird, fahren dann WENIGER Autos und WENN gebaut wird, fahren auf einmal mehr??....
    Und die Grünen wundern sich, dass jeder froh ist, das die nix zum Mitreden haben und überall rausfliegen!.....

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    • Evita Österreicher vor einem Monat » Melden   12 0

      @ Heretic: Im Prinzip ist es nicht falsch, wenn man annimmt, dass gut ausgebaute Straßen Verkehr anziehen.
      Das hat man bei Autobahn-Bauten wiederholt festgestellt.
      Andererseits aber ist der Lobau-Tunnel ein wichtiger Teil eines Autobahn-Ringes rund um Wien und entlastet die Tangente und die Stadt von Durchzugsverkehr - mehr als es die S1 jetzt schon macht.
      Deshalb ist meiner Meinung nach der Lückenschluß sinnvoll.
      Wer früher durch München Richtung Stuttgart gefahren ist - und jetzt rundherum, oder in Budapest Richtung Osten durch die Stadt und jetzt auf der M0 außen herum, der weiß den Unterschied zu schätzen!

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      • B. P. vor einem Monat » Melden   4 0

        Fakt ist, dass ein gut ausgebautes Strassennetz die Fahrzeiten und Fahrdistanzen verringert, was ja auch der Zweck eines Ausbaus ist. Wenn dann parallel das öffentliche Verkehrsnetz eben nicht mitgezogen und ausgebaut wird, dann fuehrt dies natuerlich zu einem höheren KFZ-Aufkommen.

        Die richtige Antwort von Vassilakou wäre es daher gewesen parallel ein deutlich verbessertes öffentliches Angebot zu fordern, anstatt die Entwicklung und Verbesserung der Infrastruktur generell abzulehnen.

        Anders gesagt: Wenn die Fahrzeit von Schwechat nach Gross-Enzersdorf dann mit dem Auto 5 Minuten beträgt und mit den Öffis aber eine Stunde, dann kann man sich leicht vorstellen wie hoch der Prozentsatz der Öffis-Benutzer auf dieser Strecke dann sein wird....

        Dass es anders auch geht zeigt z.B. Tokyo: Dort fährt der grösste Teil der Bewohner mit den Öffis - weil wesentlich schneller und weil diese obedrein auch blitzsauber gehalten werden.

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