SFH-11324 Hürden auf dem Weg Österreichs zum "Innovation Leader", Parlamentskorrespondenz Nr. 622 vom 10.06.2015 . . . Forschungs- und Technologiebericht 2015 zur FTI-Strategie der Bundesregierung . . Wien (PK) – . Bis 2020 soll Österreich zu den führenden Innovationsnationen zählen. Das ist das erklärte Ziel der FTI-Strategie der Bundesregierung, zu dessen Erreichung große finanzielle Anstrengungen in den Bereichen Forschung, Technologie und Innovation unternommen werden. Wie allerdings der Austrian Council in seinem "Bericht zur wissenschaftlichen und technologischen Leistungsfähigkeit Österreich 2015" feststellt, reicht die derzeitige Innovationsperformance nicht aus, um in den nächsten Jahren zur Gruppe der führenden Länder vorzustoßen. Der Bericht des Austrian Council ist dem umfassenden Österreichischen Forschungs- und Technologieberichts 2015 ( III-181 d.B.) beigefügt. Dieser bietet mit seinen Analysen aktueller Entwicklungen und Trends einen Überblick, was mit der FTI-Strategie in Hinblick für das Innovationssystem bisher erreicht wurde und was notwendig ist, damit Österreich im Innovationswettlauf der hochentwickelten Länder mithalten kann. Der Bericht, der von den Bundesministerien für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) sowie für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) erarbeitet wurde, zeigt auf, dass Österreich zwar insgesamt seine Innovationskraft verbessert hat, dabei aber nach Aussage der internationalen Rankings nicht im angestrebten Ausmaß aufholen konnte. Empfehlungen des Austrian Council für den Weg zum Innovation Leader Im Bericht zur wissenschaftlichen und technologischen Leistungsfähigkeit Österreichs gibt der Austrian Council auf Basis der ihm vorliegenden Daten konkrete Empfehlungen. Er empfiehlt eine Intensivierung der Reformen im Bildungssystem, eine Erhöhung der Mittel für die kompetitive Finanzierung der Grundlagenforschung und eine weitere Optimierung der rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen und –wachstum. Erforderlich ist aus seiner Sicht auch die Verbesserung der Governance-Strukturen zur Umsetzung der FTI-Strategie. Maßnahmen zur Erhöhung des privaten Anteils der F&E-Finanzierung seien zu forcieren, stellt der Austrian Council fest. Kontinuierlicher Anstieg der Ausgaben für Forschung und Entwicklung Die F&E-Ausgaben Österreichs sind weiter gestiegen. 2015 dürften sie gemäß der von Statistik Austria erstellten Globalschätzung erstmals über 10 Mrd. € (10,1 Mrd. €) liegen, was einer Forschungsquote von 3,01 % des BIP entsprechen würde. Gegenüber dem Jahr 2014 bedeutet dies eine nominelle Zunahme von rd. 271 Mio. € bzw. ein Plus von 2,8 %. Mit einem erwarteten Plus von 3,9 % verzeichnet der Unternehmenssektor die höchste Wachstumsrate; mit rund 4,76 Mrd. € beträgt sein Anteil 47,2 % an der gesamten F&E-Finanzierung. Der Anteil der Auslandsinvestitionen beträgt mit 1,53 Mrd. € rund 15 %, womit ein Gesamtfinanzierungsanteil des privaten Sektors von rd. 62 % erreicht wird. Das bedeutet eine weitere Annäherung an das durch die Europäische Union vorgegebene und in der österreichischen FTI-Strategie verankerte Ziel einer Verteilung der Forschungsfinanzierung auf zwei Drittel privat und ein Drittel öffentlich. Der Bund finanziert 2015 mit geschätzten 3,21 Mrd. € rund 32 % der gesamten F&E-Ausgaben, gegenüber dem Vorjahr um 44,7 Mio. € bzw. um 1,4 % mehr. In den letzten sechs Jahren, seit Beginn der Krise, hat die öffentliche Hand ihre F&E-Finanzierung stark ausgeweitet, diese liegt damit nominell 2015 um ca. 42 % höher als im Rezessionsjahr 2009. Im internationalen Vergleich liege Österreich 2013 mit einer F&E-Quote von 2,95 % des BIP erfreulicherweise deutlich über dem EU-Durchschnitt von 2,01 %, hält der Bericht der Bundesregierung fest. Damit weist es nunmehr vor Deutschland, aber hinter Finnland, Schweden und Dänemark die vierthöchste Forschungsquote auf. Universitäten - wichtiges Rückgrat öffentlich finanzierter Forschung Der Bericht richtet dieses Jahr den Fokus unter anderem auf die universitäre Profilbildung, die Definition von Forschungsschwerpunkten und langfristige universitäre Zielsetzungen in Verbindung mit einer verstärkten strategischen Ressourcenplanung, da Universitäten mit ihren Forschungsleistungen eines der Rückgrate der öffentlich finanzierten Forschung darstellt. Spezielles Augenmerk wird auch auf das von der Europäischen Kommission forcierte Konzept der "Smart Specialisation" für wissens- und innovationsgeleitete regionale Wachstums- und Entwicklungsstrategien und die Rolle und Wirkung der Universitäten in der Region gelegt. Die steigende Bedeutung der F&E-Drittmittelfinanzierung an Universitäten und die Implikationen dieser Entwicklung auf das universitäre Forschungsportfolio, auf das universitäre Management und gleichzeitig auf die Entwicklung des wirtschaftlichen Umfelds und der öffentlichen Forschungsbudgets sind ebenso Themen wie die Finanzierung und Steuerung von Forschungsinfrastruktur. BMVIT setzt Initiativen für Industrie 4.0 Im Bereich der angewandten Forschung und Technologie in Unternehmen widmet sich der Bericht u.a. dem Potential neuer Produktions- und Kommunikationstechnologien. So forciert das BMVIT Förderungen für die Breitbandinfrastruktur und gemeinsam mit dem BMWFW Initiativen zu Industrie 4.0. Das Technologieministerium unterstützt Produktionstechnologien und IKT mit einem besonderen Fokus auf Mechatronik, Robotik, neue Werkstoffe, Big-Data und das Zusammenspiel Mensch-Maschine. Damit ist es gelungen, das Thema Industrie 4.0 noch stärker in der heimischen Forschungslandschaft zu verankern, heißt es im Bericht. Gemeinsam mit der TU Wien etabliert das BMVIT die erste Industrie 4.0-Pilotfabrik und vergibt Stiftungsprofessuren für Industrie 4.0 an österreichischen Universitäten. Mit diesem Programm werden bis Ende 2015 sieben Professuren an den österreichischen Universitäten eingerichtet. Um auch das Bewusstsein von KMU für Industrie 4.0 zu stärken, führte das BMWFW eine regionale Bedarfserhebung im Rahmen einer Informationsoffensive über die Nationale Clusterplattform durch. Seitens des BMWFW wurden insgesamt vier Förderprogramme von Austria Wirtschaftsservice (aws) und der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) eingesetzt. Der Fokus lag unter anderem auf der Stärkung von Industrie 4.0-relevanten Qualifizierungen für ArbeitnehmerInnen, der Optimierung von Unternehmensstrategien im Hinblick auf Prozess-, Produkt- und Verfahrensinnovationen sowie auf der Erschließung neuer Märkte. Ein weiterer Schwerpunkt des Berichts gilt der Energie- und Umwelttechnikindustrie, die seit Jahrzehnten zu den forschungs- und innovationsintensivsten Branchen in Österreich zählt und wesentliche Beiträge zur Begrenzung des Klimawandels leistet. Des Weiteren findet sich im Forschungs- und Technologiebericht eine Analyse der vielschichtigen Zusammenhänge zwischen Innovation und Beschäftigung. Die AutorInnen kommen zum Ergebnis, dass durch Produktinnovation die Beschäftigung nicht nur in den innovierenden Unternehmen, sondern im gesamten Sektor steigt. Zudem könne gezeigt werden, dass der verstärkte Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie und die fortschreitende Digitalisierung nicht mit Arbeitsplatzverlusten einhergehen muss. Chancengleichheit und Gender sowie die zunehmende Bedeutung der öffentlichen Beschaffung als Instrument der Innovationspolitik sind weitere Themen des vorliegenden Berichts. (Schluss) sox
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