Es richtet sich je nach Einstrahlungswinkel nach der Sonne aus
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foto: sunergy
Phil Connor hat LSA mit entwickelt.
Solarenergie ist hingegen das Thema, mit dem sich Connor seit 45 Jahren beschäftigt. Der Wissenschafter und Ingenieur aus Sydney hat ein neuartiges Solarmodul entwickelt, das schwimmen kann. Schwimmkörper halten das System des australischen Unternehmens Sunengy wie einen Katamaran über Wasser, nass wird die Fotovoltaikanlage höchstens, wenn es regnet. In den Gebieten, wo das Liquid Solar Array (LSA) genannte Gebilde für viel grünen Strom sorgen soll, scheint aber hauptsächlich die Sonne.
24 Stunden verfügbar
Eine Glaslinse wird - ähnlich dem Weg einer Sonnenblume - der Sonne nachgeführt. Das so gebündelte Licht trifft auf die viel kleinere Solarzelle darunter und wird in Strom verwandelt. Und hagelt oder stürmt es einmal, tauchen die beweglichen Linsen einfach unter.
"Wir haben eine Technologie erfunden, die Solarkraft 24 Stunden am Tag verfügbar macht. Und zwar zu Kosten, die mit fossilen Brennstoffen endlich konkurrieren können", sagt Geschäftsführer Connor dem STANDARD. Denn LSA nützt im Optimalfall, sozusagen als Parasit, bereits bestehende Wasserkraftsysteme einfach mit.
Die Wasserfläche dort ist ruhig, die Kühlflüssigkeit ist gratis, und die Leitungen, um den Strom ins Netz zu bringen, sind schon verlegt. Strom kann so tagsüber von der Fotovoltaikanlage im Wasser erzeugt werden, nachts liefert das Wasserkraftwerk.
Solarparks auf dem Wasser
Bisher mussten die Schleusen des Kraftwerks immer wieder einmal geschlossen werden, um neues Wasser anzustauen. "Das ist die größtmögliche Effizienzsteigerung", sagt Connor. "Bisher wurde die Kapazität eines Wasserkraftwerks nur zu 30 Prozent ausgenützt. Mit unserer solaren Ergänzung kann man das Doppelte herausholen." Stauseen können so zu riesigen Batterien für Solarstrom werden. Um die Stromerzeugung zu verdoppeln, müsste man nicht einmal ein Zehntel des Stausees mit den kleinen Solarmodulen bedecken.
Bisher wurden Solarparks recht kostspielig auf kostbarem Land errichtet. LSA nimmt keine potenzielle Anbaufläche in Beschlag, das System gibt sich mit Stauseen oder auch anderen sanften Gewässern wie Seen und Teichen in sonnenreichen Gegenden zufrieden. Die einzelnen, nur rund zwölf Kilogramm leichten und auch aus Plastik gefertigten Solarelemente lassen sich so beliebig zu riesigen Solarparks auf dem Wasser miteinander verbinden. Noch ist Sunengy aber im Teststadium.
Der Testballon steigt
Mit Peter Wakeman, dem Vorsitzenden von Sunengy, ist Connor gerade in Indien, um das erste Pilotprojekt zu errichten. Eigentlich hätte der Solarpark im westindischen Maharashtra schon im vergangenen Sommer stehen sollen. "Wir hatten Probleme in der Fertigung", sagt Connor. "In der Zwischenzeit konnten wir aber auch die Effizienz der Module steigern."
Über rund 20 Quadratmeter erstreckt sich die Testanlage. Die Gesamtleistung beträgt 15 kW, es wird damit so viel Strom ins indische Netz eingespeist, wie etwa drei durchschnittliche Fotovoltaikanlagen auf Hausdächern liefern können. "Es ist nur eine kleine Demonstration unserer Technologie in einer tropischen Situation", sagt Connor.
Riesiges Potenzial
Kooperationspartner ist Tata Power, die Energietochter des westindischen Milliarden-Mischkonzerns Tata. Die lässt Sunengy auf dem großen Mulshi-Damm am Fluss Mula werkeln, wo Tata Power bereits ein Wasserkraftwerk betreibt. "Funktioniert der Test hier, wollen wir in die Massenproduktion", sagt Connor. Gelingt der große Sprung, soll der Preis unter den von herkömmlichen und ähnlich leistungsstarken Fotovoltaikanlagen gedrückt werden können. In zehn Ländern, darunter in den USA, haben Connor und Wakeman bereits ein Patent für ihr System angemeldet.
Das Potenzial ist für Connor vor allem in heißen Regionen der Welt jedenfalls riesig. "LSA braucht kein schweres Material für die Errichtung, die Fotovoltaikanlage benötigt kein Land. Wenn wir in Indien nur ein Prozent der zur Verfügung stehenden Stauwasserfläche von 30.000 km² nützen, könnten wir 15 Kohlekraftwerke schließen." (David Krutzler, DER STANDARD, 2./3.6.2012)