Vertragsunterschrift und erster Rammschlag
Sie unterzeichnen einen Vertrag: Wilhelmshaven soll die deutsche Drehscheibe für Flüssigerdgas werden. Und dann werden auch gleich die ersten Pfähle am Voslapper Groden gerammt für den Umbau des bestehenden Anlegers. Da soll dann schon im Winter die angemietete schwimmende LNG-Plattform den Betrieb aufnehmen - als erste in ganz Deutschland.
Kritik von Umweltschützern
Es gibt allerdings massive Kritik von der Deutschen Umwelthilfe. Die Umweltschützer befürchten, dass Schweinswale unter der Lautstärke der Arbeiten leiden - und außerdem ein schützenswertes Unterwasserbiotop unwiederbringlich zerstört wird. Naturschutzverbände sind bisher nicht eingebunden worden, damit sei das Rechtsstaatlichkeitsprinzip verletzt, heißt es weiter in einem Schreiben der Deutschen Umwelthilfe an den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, die Behörde, die den vorzeitigen Baubeginn genehmigt hat. Die Umwelthilfe hat Widerspruch eingelegt und fordert, den Bescheid zurückzunehmen.
Was ist LNG?
LNG ist die Abkürzung für Liquefied Natural Gas. Es ist der derzeit schadstoffärmste fossile Brennstoff, der in der Schifffahrt und im Schwerlastverkehr einsetzbar ist. Das Erdgas wird auf minus 162 Grad Celsius gekühlt und damit verflüssigt. Da es nur etwa ein Sechshundertstel des Volumens von gasförmigem Erdgas aufweist, kann es in große Tanker geladen und per Schiff oder Lkw über weite Strecken transportiert werden - unabhängig von Pipelines. Gerade im Vergleich zum Dieselmotor stoßen moderne LNG-betriebene Motoren weniger CO2 aus, bei Schiffen und im Schwerlastverkehr etwa 20 Prozent weniger. Der Ausstoß von Schwefeloxiden und Rußpartikeln wird ganz vermieden. Allerdings sind die Investitionskosten für ein Schiff mit einem zusätzlichen LNG-Motor um 20 bis 30 Prozent höher als für einen herkömmlichen Schiffsantrieb. Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft
200.000 Euro Miete - pro Tag
Die Pipeline soll im Winter fertig sein, sodass Ende des Jahres, spätestens aber Anfang 2023 rund zehn Milliarden Kubikmeter Gas fließen können. Das sind fast zehn Prozent des deutschen Gasverbrauchs. Allein die schwimmende Plattform kostet rund 200.000 Euro Miete pro Tag. Der Bund will fast drei Milliarden für vier dieser schwimmenden Anlagen ausgeben.
Streit um Finanzierung und Fördergelder
Bei der Finanzierung des LNG-Terminals gibt es allerdings noch Unklarheiten. Dabei geht es konkret um 40 Millionen Euro, die vom Bund kommen sollen und eigentlich dafür gedacht waren, die Folgen des Kohleausstiegs in Wilhelmshaven abzumildern. Doch das Landesministerium für Regionale Entwicklung verlangt von der Stadt Wilhelmshaven, die Millionen stattdessen zunächst in den Bau des LNG-Terminals zu stecken - also die Fördergelder für einen anderen Zweck zu verwenden. Ein Vorgehen, das rechtlich zumindest umstritten ist.
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