SFH-141042 Maßnahmen zur Anpassung an steigenden Meeresspiegel
Auch wenn es gelänge, Treibhausgasemissionen zu senken und die globalen Temperaturen zu stabilisieren, würde der Meeresspiegel noch mehrere Jahrhunderte lang ansteigen. Die Forschung muss also neue Anpassungsstrategien entwickeln, um mit künftigen Ereignissen besser umgehen zu können.
Weltweit bergen die Folgen des Klimawandels insbesondere für Küstenregionen große Gefahren, etwa durch den Anstieg des Meeresspiegels, Überflutungen durch Flüsse oder extreme Wetterereignisse. In diesen Küstengebieten leben derzeit 40 % der Weltbevölkerung, die 35 % des weltweiten BIP erwirtschaften, und gefährdet sind vor allem Entwicklungsländer mit ihren stetig wachsenden Megastädten in Flussdeltas. Allerdings ist die derzeitige Forschung zu den Auswirkungen auf Küstenregionen noch fragmentiert, da nur lokale bzw. regionale Messdaten vorliegen. Außerdem werden meist nur direkte Schäden prognostiziert und gesamtwirtschaftliche Folgen außer Acht gelassen, vor allem für so genannte "high end"-Szenarien, wenn die durchschnittliche Erderwärmung mehr als 2°C beträgt. Diese Wissenslücken sollte nun das EU-finanzierte Projekt RISES-AM- schließen und ermitteln, wie viel Klimawandel Küstengebiete vertragen, inwieweit Maßnahmen zum Küstenschutz greifen und was die Gemeinschaft zum eigenen Schutz tun kann. Anpassung an steigenden Meeresspiegel Die Wissenschaftler untersuchten soziale Auswirkungen des Klimawandels und entwickelten hierfür Anpassungsstrategien auf lokaler, regionaler und globaler Ebene. Schwerpunkt dieser Strategien sind Unsicherheiten in solchen Küstengebieten, die besonders unter den Folgen leiden werden und reagieren müssen. Die Forschungsergebnisse sollen auf regionaler, europäischer und globaler Ebene in politische Empfehlungen zur Anpassung des Küstenschutzes an extreme Bedrohungsszenarien münden. "Damit können wir feststellen, wie effektiv Küstenschutz und Entscheidungen sind, um die Klimafolgen abzumildern", erklärt Prof. Augustin Sánchez-Arcilla, Projektkoordinator von RISES-AM-. Ein klareres Bild zu Klimafolgen und möglichen Gegenmaßnahmen liefern lokale Analysen, die Effekte von Küstenerosion, Überflutung und Versalzung kombiniert betrachten. Planungsbehörden führten ein Ranking der Küsten auf regionaler Ebene durch, um Anpassungspläne für mehrere Zeiträume zu erstellen und so die natürlichen und sozioökonomischen Werte der Küsten besser zu berücksichtigen. Studien, die auf globaler Ebene nur die ökonomischen Aspekte betrachten, haben inzwischen gezeigt, dass eine Erhöhung oder ein Neubau von Deichen an Meeresküsten weltweit bei 10 % aller Küstenregionen sinnvoll wäre. Mit der Natur arbeiten statt dagegen "Eines unserer wichtigsten Erkenntnisse war, dass bei der Entwicklung konventioneller technischer Lösungen die Natur miteinbezogen werden muss", sagt Prof. Sánchez-Arcilla. "So sollten wir zulassen, dass Sturmwellen über einen Strand schwemmen und Material ablagern, da so mittel- bis langfristig dessen Stabilität verbessert wird - ein Effekt, der sich bei Küsten auch mit Flusssedimenten erreichen lässt. " Die Ergebnisse von RISES-AM- zeigen, dass flexible Interventionen wie kalkulierter Rückbau nachhaltiger sein können und sich als wirtschaftlich sinnvollere langfristige Lösungen anbieten. Durch geplanten Rückbau können die natürlichen Erosionsprozesse weiter stattfinden, und man sollte nicht versuchen, dies durch künstliche Barrieren zu verhindern. Außerdem bringen starre Bauten wie Uferdämme nur auf kurze Sicht Vorteile, langfristig können sie die Erosion noch verstärken. Fallstudien zeigen auch, dass es vor allem sozioökonomische Gründe sind, die Adaptationsmaßnahmen dieser Art verhindern, da immer wieder technische Lösungen entwickelt werden, die zumindest kurzfristig ausreichenden Küstenschutz gewährleisten und unmittelbare Gefahren abwenden. "Von RISES-AM- können Küstenorte, Küstenzonenplaner und Entscheidungsträger gleichermaßen profitieren, da ihnen die Risiken eines Lebens in so dynamischer Umgebung genauer vor Augen geführt werden", so Prof. Sánchez-Arcilla. "Sie werden auch genauere Einblicke bekommen, inwieweit flexible Landplanung und Küstenschutzmaßnahmen unter Einbezug der Natur nachhaltiger sind als unflexible und kurzfristige Alternativen.