SFH-142255 Klima-Talk mit Jane Goodall KURIER 20.04.2022
Wenn eine legendäre Umweltschützerin und der CEO eines Immobilienentwicklers sich über Klimaschutz unterhalten, sind Kontroversen unausweichlich? Irrtum! Jane Goodall und UBM-CEO Thomas G. Winkler bewiesen das Gegenteil: Ein Gespräch über Möglichkeiten zur Rettung des Planeten.
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20.04.2022
Klima-Talk mit Jane Goodall
Wenn
eine legendäre Umweltschützerin und der CEO eines Immobilienentwicklers
sich über Klimaschutz unterhalten, sind Kontroversen unausweichlich?
Irrtum! Jane Goodall und UBM-CEO Thomas G. Winkler bewiesen das
Gegenteil: Ein Gespräch über Möglichkeiten zur Rettung des Planeten.
Unverhofft
kommt oft. Und macht mitunter Hoffnung. So, wie das Gespräch über
Klimaschutz, das die weltberühmte Tier- und Umweltschützerin » Jane Goodall und » UBM-Development CEO » Thomas G. Winkler
jüngst führten. Wer meint, die engagierte Forscherin und der
Vorstandschef des international tätigen Immobilienentwicklers könnten
wohl kaum Gemeinsamkeiten finden, irrt: Einhelliger und konstruktiver
hätte die Unterhaltung gar nicht sein können. Und was besprochen wurde,
macht deutlich: Noch gibt es Möglichkeiten den Folgen des Klimawandels
entgegenzuwirken. Welche das sind, haben Goodall und Winkler im Talk
definiert – in bestem Einvernehmen.
Jane, Ihr jüngstes Buch trägt den Titel „» Das Buch der Hoffnung“.
Gibt es angesichts des Klimawandels und all der anderen bedrohlichen
Entwicklungen denn wirklich noch Hoffnung für unseren Planeten?
Jane Goodall: Mit dem Klimawandel, dem Verlust der
Artenvielfalt und jetzt auch noch einer Pandemie erleben wir sicherlich
ziemlich düstere Zeiten. Noch gibt es ein Zeitfenster, in dem wir
beginnen können, die Entwicklung umzukehren. Aber dieses Zeitfenster ist
nicht sehr groß. Die Hoffnung liegt im Handeln. Deshalb müssen wir alle
jetzt aktiv werden. Aber, ganz ehrlich gesagt: Es kommt darauf an, was
wir tun. Und natürlich tragen große Unternehmen auch eine besonders
große Verantwortung.

Seit Jahrzehnten für Arten- und Umweltschutz engagiert: Dr. Jane Goodall.
Thomas,
was denken Sie über den Klimawandel und die Maßnahmen, die dagegen
ergriffen werden sollten? Dieses Ziel liegt Ihnen und Jane ja
gleichermaßen am Herzen.
Thomas G. Winkler: Ich stimme Jane voll und ganz zu:
Der Handlungsspielraum ist sehr gering, aber er existiert. Ich muss
eingestehen, dass ich erst vor kurzem erkannt habe, dass wir als
Immobilienentwickler hier massiv Einfluss nehmen können. Immerhin werden
38 Prozent der gesamten » CO2-Emissionen durch den Bau und Betrieb von Gebäuden verursacht. Das ist mehr, als jede andere Branche emittiert.
Welche Maßnahmen haben Sie also ergriffen?
Thomas G. Winkler: Wir haben uns deshalb » eingehend damit beschäftigt,
wie wir als Immobilienentwickler am meisten bewirken können. Ungefähr
ein Viertel dieser 38 Prozent, nämlich 3,5 Milliarden Tonnen, stammen
aus der Produktion von Stahl und Beton, die für die Errichtung von
Gebäuden benötigt werden.
Unser Ansatz besteht darin, einen Teil dieser Menge an Stahl und
Beton durch Holz zu ersetzen, wodurch potenziell eine Milliarde Tonnen
oder sogar mehr an CO2-Emissionen vermieden werden können. Das ist
enorm!
Was meinen Sie dazu, Jane? Für den Bau wird Holz benötigt. Sie haben
sich aber gegen die Abholzung von Wäldern ausgesprochen. Ist das also
überhaupt vereinbar?
Jane Goodall: Nun, es kommt darauf an, welche Art
von Holz verwendet wird und ob dieses aus einer Plantage oder aus
sorgfältig kontrollierter Forstwirtschaft stammt. Wirklich schlimm ist
es, wenn es aus einem ursprünglichen, langsam gewachsenen Wald
geschlagen wird. Und das kommt leider vor. Viele Unternehmen verwenden
Hartholz aus Urwäldern und zerstören damit den Lebensraum von Milliarden
und Abermilliarden Lebewesen.

Jane
Goodalls unermüdlicher Kampf für Natur und Umwelt hat viele prominente
Unterstützer. Zum Beispiel Oscar-Preisträger Leonardo di Caprio.
Das ist aber nicht, was die UBM tut, oder?
Thomas G. Winkler: Nein. Wir haben das Glück, vor
allem in Deutschland und Österreich aktiv zu sein. Deutschland ist zu
rund 30 Prozent und Österreich sogar fast zur Hälfte mit Wald bedeckt.
Und es wachsen mehr Bäume nach, als verarbeitet werden.
Und soweit ich weiß, verwenden Sie Brettsperrholz, aber keinesfalls Tropenholz oder Ähnliches…
Thomas G. Winkler: Das würde ja überhaupt keinen
Sinn ergeben. Wir verwenden Holz für den Bau und können daher mit fast
jeder Holzart arbeiten, die es gibt. Außerdem ist es natürlich auch
kostengünstiger, jenes Holz zu verwenden, das in den Ländern wächst, in
denen wir tätig sind.
Entscheidend für die Umwelt ist jedenfalls die Versorgung mit grüner Primärenergie.
Mag. Thomas G. Winkler, UBM-Development CEO
Es
geht allerdings nicht nur um die Errichtung von Bauwerken, sondern auch
um deren Betrieb. Was können Bauherren im Hinblick auf die Emissionen
tun, die von Gebäuden während ihrer gesamten Lebensdauer ausgehen?
Thomas G. Winkler: Drei Viertel der Emissionen
entstehen während der Lebensdauer eines Gebäudes, das heißt über mehr
als 30 Jahre. Hier ist unser Einfluss als Bauherr begrenzt, denn wir
wollen diese Gebäude an einen Investor verkaufen – möglichst mit Gewinn.
Entscheidend für die Umwelt ist jedenfalls die Versorgung mit » grüner Primärenergie. Und weil wir hier, im nicht eben sonnenverwöhnten Deutschland und Österreich leben, haben wir uns primär für » Geothermie entschieden.
Das ist im Grunde die Energie, die man aus der Erdkruste gewinnt, indem
man die dort herrschenden Temperaturunterschiede nützt. Deshalb prüfen
wir nun bei jedem neuen Projekt, ob es mit Erdwärme „befeuert“ werden
kann. Das macht einen großen Unterschied.

Vorstandschef Thomas G. Winkler will UBM-Development zu Europas größtem Entwickler von Holzbauten machen.
Und darüber hinaus?
Thomas G. Winkler: Wir bemühen uns außerdem,
„intelligente“ Bauten zu schaffen. Solche, die es ermöglichen, den
Energieverbrauch zu kontrollieren und zu minimieren. Wir können sie
sogar zu „lernenden“ Gebäuden machen. Zu solchen, die etwa erkennen,
dass die Heizung in einer Arztpraxis jeden Mittwoch gedrosselt werden
kann. Weil es drei Stunden dauert, bis die Raumtemperatur tatsächlich
absinkt. Derlei hilft, Energie zu sparen.
Wir müssen in die Höhe bauen!
Dr. Jane Goodall, international führende Primaten-Forscherin und UN-Friedensbotschafterin
Wie
wir alle wissen, wird Wohnraum benötigt und die Städte werden immer
dichter. Wie kann man zu Umweltschutz und Erhaltung der Artenvielfalt
beitragen, aber trotzdem Wohnraum schaffen, der auch für sozial weniger
gut gestellte Menschen erschwinglich ist?
Jane Goodall: Wir müssen in die Höhe bauen! Aktuell
gibt es hier bekanntlich einige erstaunliche Projekte. Die sind ziemlich
teuer, bieten aber die Möglichkeit der Begrünung. Allerorts entstehen
lebendige grüne Wände. Und so kann man sich eine Stadt mit vielen sehr
hohen, aber grünen Gebäuden vorstellen. Fast so, als würde man auf einen
Wald mit emporwachsenden Ranken blicken.
Und natürlich holt all das Grün die Natur in die Stadt. Es ist
erwiesen, dass sich der Aufenthalt in der Natur positiv auf unsere
geistige und körperliche Gesundheit auswirkt. Deshalb hat auch das
Pflanzen von Bäumen in der Stadt stark an Bedeutung gewonnen.

Naturverbunden:
Die Gründerin des Jane Goodall Instituts, beim Besuch des Zentrums für
Rehabilitation und Primaten-Rettung im chilenischen Penaflor (2013).
Thomas G. Winkler:
Wir schaffen sozusagen unsere eigenen Ökosysteme in urbanen
Ballungsräumen. Begrünung sorgt für Wohlbefinden und die nötige
Abkühlung der Städte. Denn in vielen Regionen der Welt sind wir mit
Temperaturen konfrontiert, die es in der Vergangenheit nicht gab. Wir
Immobilienentwickler sind gefordert, unserer sozialen Verantwortung
gerecht zu werden.
Wie lässt sich das machen?
Thomas G. Winkler: Die wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen spielen uns dabei in die Hände, weil die Investitionen
in diese grünen Projekte fließen werden.Schließlich muss man heutzutage
in Europa über die CO2-Belastung, den » CO2-Fußabdruck,
der durch die eigenen Investitionen entsteht, Bericht erstatten. Ich
denke, Europa hat hier eine Vorreiterrolle. Und in dem Moment, in dem
man darüber berichtet, denkt man darüber nach und sucht nach
Investitionen mit geringerem CO2-Ausstoß.
Wir Immobilienentwickler sind gefordert, unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden.
Mag. Thomas G. Winkler, UBM-Development Vorstandschef
Jane Goodall: Ja, und außerdem beginnen große Unternehmen wie » BlackRock,
Gelder von Unternehmen zurückzuhalten, die nicht so agieren. Und wie
Sie wissen, spielt auch der Druck der Verbraucher eine Rolle. Sie sagen:
„Ich will dieses Haus nicht kaufen, es ist total umweltschädlich“; „Ich
werde es nicht kaufen, auch wenn es billiger als ein anderes ist“. Und:
„Ich will ein Haus, von dem ich glaube, dass es das bestmögliche ist.“
Diese Entwicklung beginnt Wirkung zu zeigen.
Thomas G. Winkler: Ehrlich gesagt war es nicht der Druck der Verbraucher, sondern jener der Investoren. Diese fragten plötzlich nach dem » ESG-Rating,
dem Umwelt-, Sozial- und Governance-Rating für dieses oder jenes. Und
wir hatten Glück, denn wir hatten bereits einen ziemlich guten Standard
etabliert. Am wichtigsten war es allerdings, zu klären, wie wir einen
wirklich großen Effekt erzielen können. Und das gelingt, indem wir Stahl
und Beton durch Holz ersetzen.

Mit Holz für geringeren CO2-Ausstoß und gegen den Klimawandel: UBM-CEO Thomas G. Winkler (links im Bild).
Wenn
Sie, Thomas, mit Kunden sprechen, und Sie, Jane, mit Menschen, die
sagen,„Klimawandel und der Planet sind mir eigentlich egal. Ich lebe
jetzt, und es interessiert mich nicht, was nach mir kommt“: Mit welchem
Argument können Sie Ihr Gegenüber am ehesten zumindest zum Nachdenken
bringen?
Jane Goodall: Ich gehe auf die Menschen zu, indem
ich Geschichten erzähle. Denn ich finde es sinnlos, mit ihnen zu
streiten, weil sie sowieso nicht zuhören werden. Wenn man aber im
Gespräch ein wenig über sie erfährt und eine Geschichte erzählen kann,
die ihr Herz erreicht, dann hat man vielleicht Erfolg.
Thomas G. Winkler: Das stimmt. Am Ende des Tages
geht es ums Erzählen von Geschichten. Man muss die Menschen begeistern.
In unserem Fall für den Holzbau. Und dass es sich kommerziell lohnt, ist
natürlich auch ein wichtiges Argument. Schließlich verfolgen wir einen
Weg, der sich auch aus wirtschaftlicher Sicht rentiert. Und dies hilft
auch dem Planeten, ist also eine sehr positive Entwicklung.
Noch gibt es ein Zeitfenster, in dem wir beginnen können, die Entwicklung umzukehren.
Dr. Jane Goodall
Dieses Gespräch klingt ganz so, als gäbe es tatsächlich noch Hoffnung. Trifft das zu?
Thomas G. Winkler: Ja, ich bin überzeugt, dass es
immer Hoffnung gibt. Wer meint, es gäbe keine mehr, hat mein Mitgefühl.
Aber die meisten Menschen kann man durchaus vom Gegenteil überzeugen.
Jane Goodall: Und wenn man die Hoffnung verliert,
wenn alle Leute sie aufgeben, sind wir verloren. Denn ohne Hoffnung wird
man apathisch und tut nichts. Für mich ist sie wie ein kleiner
Lichtschimmer am Ende eines langen, sehr dunklen Tunnels, in dem man
sich gerade befindet. Das ist Hoffnung. Ich meine, im Moment ist unser
Planet in einer schlechten Verfassung. Aber es hilft nicht, auf unserer
Seite des Tunnels zu verharren und zu hoffen, dass das Licht zu uns
kommt.
Wir müssen wirklich hart arbeiten und unter all den Hindernissen, die
zwischen uns und dem kleinen Licht stehen, hindurchkriechen, über sie
hinwegklettern und sie umgehen. Dann werden wir es schaffen.

1934
in London geboren, seit frühester Jugend für Tier- und Umweltschutz
aktiv: Jane Goodall motiviert mit Vorträgen, Kampagnen und Aktionen
weltweit Menschen, zum Klimaschutz beizutragen.
Mit Programmen wie etwa Ihrem „» Roots & Shoots“ für junge Menschen bemühen Sie, Jane, sich darum, weltweit zu Umwelt-Engagement zu motivieren. Kann wirklich jeder etwas tun?
Jane Goodall: Ja, jeder kann jeden Tag etwas tun.
Und wenn man damit anfängt, fühlt man sich gut – und will mehr. Je mehr
man tut, desto besser fühlt man sich. Und man beginnt, andere zum
Mitmachen zu inspirieren. Der Weg zum Ziel liegt also im Handeln.
Thomas G. Winkler: Stimmt. Ich finde es großartig,
wie leicht sich unsere Mitarbeiter zur Beschäftigung mit diesen
Problemen motivieren lassen. Viel leichter als bei vielen anderen
Themen, die wir initiiert haben. Die Menschen wollen sich engagieren,
wollen aktiv mitwirken. Beginnen kann man im kleinen und im großen
Rahmen. Wie erwähnt haben wir beschlossen, herauszufinden, wo wir die
größte Wirkung erzielen können. Dies hält uns allerdings nicht davon ab,
auch Abfall zu trennen und vielleicht nicht mit dem Auto, sondern mit
anderen Transportmitteln zur Arbeit zu kommen.
Der Weg zum Ziel liegt im Handeln.
Dr. Jane Goodall,Gründerin des Jane Goodall Instituts
Die UBM will Europas größter Entwickler von Holzbauten werden. Werden andere Immobilien-Developer Ihrem Beispiel folgen?
Thomas G. Winkler: Ich denke ja. Die Gründe dafür
sind viel zu zwingend, um ignoriert zu werden. Aber man muss eine
kritische Masse aufbauen. Und wie bei allem in der Geschichte der
Menschheit ist aller Anfang immer etwas schwierig. In
Business-School-Sprache ausgedrückt: Einstiegsbarrieren stören mich
nicht, weil sie uns einen gewissen Vorsprung verschaffen. Aber wenn man
weiß, dass man – abgesehen von ein paar Kindergärten oder
Universitätsgebäuden – fast bei Null anfängt, ist das machbar.
Es ist ein Ziel, das man seinen Leuten setzt, weil sie
Spitzenleistungen erbringen wollen. Und wenn man aus einem kleinen Land
kommt, ist es sogar noch wichtiger, herausragend zu sein und sich in
einem speziellen Bereich eine Vorreiterrolle zu erarbeiten.
Moderation: Elisabeth Schneyder
Bilder: » The Jane Goodall Institute, » Getty Images, » Guerin Blask / » AUGUST / » picturedesk.com, » Philipp Horak
» Lesen Sie weiter im UBM Magazin, der Plattform für Immobilienwirtschaft, Stadtplanung und Design.
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