SFH-142278 RASANTE ENTWICKLUNG Autonome Baumaschinen: KRONE Dienstag, 10. Mai 2022
In der herstellenden Industrie sind Roboter längst Alltag, im Transport werden selbstfahrende Autos und Laster erprobt, in anderen Zweigen der Wirtschaft steht die große Automatisierung noch bevor. Als abgeschlagen galt bisher die Bauwirtschaft. Doch der Fortschritt der letzten Jahre hat Roboter auf die Baustellen gebracht, die Wände verputzen, Löcher baggern, Tunnel bohren, Ziegeln legen - oder automatisch Schutt und Baumaterial transportieren. Auch Maschinen, welche die Arbeit ihrer menschlichen Kollegen überwachen, gibt es. Die Arbeiter beobachten sie mit einer Mischung aus Staunen - und Angst vor Jobverlust.
https://www.krone.at/2282116
Theresa Arevalo vom US-Start-up Canvas hat als Schülerin in der Baufirma ihres Bruders mitgeholfen und erinnert sich noch, wie sie auf den Baustellen Rigips-Wände hochgezogen hat. Besonders in Erinnerung blieb ihr, wie viel Feingefühl es braucht, sie am Ende zu verputzen und alles glatt aussehen zu lassen. Heute arbeitet sie bei einer Firma, die einen Roboter entwickelt hat, der diesen Job übernimmt.
Sie lieben die Tatsache, dass alles passt und die Wand wunderbar wird. Aber ihre nächste Frage ist: Wann nimmt mir das meinen Job weg?
Theresa Arevalo, Canvas
In den letzten Monaten hat Arevalo den Roboter auf mehreren Baustellen in Kalifornien getestet - unter anderem am Flughafen von San Francisco. Der Roboter scannt seine Umgebung auf der Baustelle per Laser-Scanner, identifiziert unfertige Wände und verputzt sie mit seinem Roboterarm und einer Düse vollautomatisch. Nur für die Überwachung und die Feinarbeit in den Ecken braucht es noch einen Menschen, der ihm hilft. Die Reaktionen der menschlichen Arbeiter? Dem IT-Magazin „Ars Technica" sagt Arevalo: „Sie lieben die Tatsache, dass alles passt und die Wand wunderbar wird. Aber ihre nächste Frage ist: Wann nimmt mir das meinen Job weg?"
»
Der Trockenbau-Roboter von Canvas soll auf Baustellen Rigips-Wände finalisieren. Außer in den Ecken kann er das bereits ziemlich gut.
(Bild: Canvas.build)
Marktforscher erwarten riesige Wachstumsraten Tatsächlich steht die Baubranche vor großen technologischen Umwälzungen, prognostizieren Experten. Der Wirtschaftsberater McKinsey wies bereits 2017 » in einem Papier darauf hin, dass die Baubranche bei der Automatisierung anderen Wirtschaftszweigen hinterherhinke. Entsprechend große Sprünge seien hier in den kommenden Jahren zu erwarten. Beim Marktforscher IDC geht man heuer davon aus, dass die Nachfrage nach Robotern für die Baustelle in den kommenden Jahren jährlich um 25 Prozent zunehmen wird - eine enorme Wachstumsrate, die nach McKinsey-Einschätzung auch von der Corona-Pandemie und den daraus resultierenden Schwierigkeiten für menschliche Arbeiter befeuert wird.
»
So stellt man sich bei Build Robotics die Baustelle der Zukunft vor: Der Bagger arbeitet autonom und wird vom Laptop aus überwacht.
(Bild: Build Robotics)
Roboter baggern, bohren, schweißen und legen Ziegel Alex Schreyer, Experte für Bau-Technologie an der University of Massachusetts, erwartet ebenfalls einen Boom bei Robotern für die Baubranche. Einige der größten Fortschritte sehe man aber nicht direkt auf der Baustelle, sondern im Umfeld dieser - etwa » in Form der großangelegten Vorfertigung von Bauteilen mit 3D-Druckern. Aber es werden auch immer mehr Roboter direkt auf der Baustelle gesichtet. Dazu zählen- siehe Video oben - etwa autonome Bagger vom US-Start-up Build Robotics, autonome Muldenkipper von Volvo oder auch Spezialroboter, die Löcher bohren, Schweißen oder - Ziegel für Ziegel - ganze Wände hochziehen.
|
|