SFH-142864 Eine runde Sache, Wir schreiben das Jahr 2050. Wir haben die CO2-Emissionen auf netto null reduziert und die schlimmsten Folgen des Klimawandels abgewendet. Die Wirtschaft ist nicht mehr linear, sie funktioniert in Kreisläufen. Wie sieht das Leben aus, wie kommen wir dorthin? https://www.wbcsd.org/Programs/Circular-Economy xxxxxxxxxxxxxx Stellen Sie sich vor, sie befinden sich zusammen mit Hannah in der Zukunft: Hannah sieht ihren Kleiderschrank durch und beschließt, ihre beste Hose anzuziehen. Diese ist über 20 Jahre alt, aber immer noch in ausgezeichnetem Zustand, weil der Hersteller sie jedes Jahr in Schuss bringt. Sonst gibt es nicht viel in ihrem Kleiderschrank. Sie leiht sich schicke Kleidung, wenn sie diese braucht, gibt abgetragene Kleidungsstücke ab, damit sie zu neuen verarbeitet werden können, oder kompostiert abgelegte T-Shirts selbst, da sie vollständig biologisch abbaubar sind. Die Produkte in ihrer Küche und ihrem Bad befinden sich alle in wiederverwendbaren Behältern. Sie kann sich nicht vorstellen, etwas so Wertvolles wie eine Plastikflasche wegzuwerfen. Ihr Zuhause wird mit überschüssiger Wärme aus der örtlichen Industrie beheizt, ihr Kühlschrank nutzt rückgewonnenes Kältemittel. Sie druckt mit einem 3D-Drucker ihr Frühstück aus den Resten des Vortags und fährt mit einem Elektrofahrrad zur Arbeit, dessen wiederverwertbarer Akku mit Ökostrom aufgeladen wird. Hannah arbeitet in einer boomenden Branche und entwickelt Algorithmen, die eine präzise und effiziente Sortierung von Materialien nach ihrem Gebrauch ermöglichen. Sie betrachtet diese nicht als Abfall. In Hannahs Zukunft hält es niemand mehr für normal, irgendetwas wegzuwerfen, bevor es nicht optimal genutzt worden ist – egal, ob es sich dabei um Kleidung, Elektronik, Haushaltswaren oder Lebensmittel handelt. Materialien werden wiederverwendet, neu verwertet, aufgearbeitet und recycelt und bleiben dadurch länger im Umlauf. Die Produkte sind auf eine längere Lebensdauer ausgelegt und werden mit weniger Material hergestellt. Statt Waren zu erwerben, entscheiden sich die Verbraucher zunehmend für Dienstleistungen, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Ein Großteil der im Umlauf befindlichen Waren wird aus erneuerbaren Materialien mit einem geringen CO2-Fußabdruck hergestellt. Was früher Abfall war, gilt heute als Rohstoff. Da es einen Wert hat, wird es gesammelt und sortiert, anstatt als Müll in der Natur zu landen. Infografik: Wie Kreislaufwirtschaft funktioniert. Wie Kreislaufwirtschaft funktioniert Hannah lebt in einer Welt der Kreislaufwirtschaft, in der Konsum und Ressourcenentnahme voneinander entkoppelt sind. Um aus der Gegenwart dorthin zu kommen, ist es noch ein weiter Weg. Noch landet ein Großteil des Abfalls auf Deponien oder wird verbrannt. Es gibt derzeit mehr ausrangierte Kleidung, als unsere Systeme bewältigen können, in den Städten türmt sich der ­Elektromüll und Kunststoffabfälle verschmutzen unsere Ozeane. Eine Welt mit endlichen Ressourcen sollte anders aussehen. Damit Hannahs Welt für uns Realität wird, müssen wir von unserer linearen Wirtschaft zu einem Modell übergehen, in dem die vorhandenen Ressourcen besser genutzt werden – zu einer Kreislaufwirtschaft. „Die Kreislaufwirtschaft hat drei Funktionen: Sie wird uns helfen, Treibhausgasemissionen zu reduzieren, biologische Vielfalt zu erhalten und Ungleichheit zu bekämpfen", sagt Federico Merlo, Managing Director für Kreislaufwirtschaft beim World Business Council for Sustainable Development in Genf/Schweiz. Was den Klimawandel anbelangt, wird die Abkehr von fossilen Energieträgern allein nicht ausreichen, um klimaneutral zu werden. Dafür braucht es auch die Kreislaufwirtschaft. Die Ausweitung von Kreislaufmodellen in der Produktion und beim Konsum werde zudem dabei helfen, die ursprüngliche Natur wiederherzustellen. „Mit der Größe geht Effizienz einher", erklärt Merlo. „So wie erneuerbare Energien heute überwiegend günstiger sind als fossile, so werden auch recycelte Materialien irgendwann günstiger sein als neue. Dies wird sich in niedrigeren Verbraucherpreisen niederschlagen." Wir werden beim Konsum ein großes Umdenken hin zu einer stärker wertorientierten Haltung brauchen." Porträt von Frederico Merlo Federico Merlo Managing Director, World Business Council for Sustainable Development, Genf/Schweiz Einige Endanwendungen haben einen hohen Wert für die Gesellschaft, auch wenn sie für eine Wiederverwertung ungeeignet sind – etwa Spritzen für Impfungen. Künftig wird man sie möglichst aus wiederverwendeten, zurückgewonnenen oder wiederaufbereiteten Materialien herstellen. Produkte werden so gestaltet sein, dass sich aus ihnen leichter Material zurückgewinnen lässt, um es problemlos in derselben oder einer anderen Anwendung wiederverwenden zu können. Die Menschen werden ihren Abfall in Systemen entsorgen, die die Materialien sortieren und in die Wertschöpfungs­kette zurückführen. Um dies zu ermöglichen, werden Unternehmen noch mehr mit Partnern zusammenarbeiten. Genauso wichtig ist aber der Einfluss, den die Kreislaufwirtschaft haben kann, um die Ungleichheit zwischen verschiedenen Ländern zu verringern. „Mit der Kreislaufwirtschaft können Staaten ihr Bruttoinlandsprodukt mit weniger neuen Rohstoffen und geringerer Ressourcenintensität steigern. Aufstrebenden Volkswirtschaften bietet sie die Möglichkeit, zu wachsen und bessere Jobs zu schaffen", so Merlo. „Wenn ein System auf untragbaren Arbeitsbedingungen aufbaut, kann das keine nachhaltige Kreislaufwirtschaft sein." 7/10 Wertorientiert denken Die vielleicht größte Veränderung wird sein, dass wir verstehen, wie wir unsere Bedürfnisse und Wünsche erfüllen können. „Wir werden beim Konsum ein großes Umdenken hin zu einer stärker wertorientierten Haltung brauchen, bei der die Produkte unter dem Aspekt ihrer Herkunft und ihrer Zukunft betrachtet und Kaufentscheidungen auf dieser Grundlage gefällt werden. Unternehmen werden noch bessere Wege finden, um Dienstleistungen auf Abruf bereitzustellen, ohne die Umwelt zu belasten", sagt Merlo. Infografik: Mit Kreislaufwirtschaft gegen den Klimawandel Mit Kreislaufwirtschaft gegen den Klimawandel Der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft hat schon begonnen und viele der dafür erforderlichen Technologien existieren bereits. Dennoch ist es bis zu Hannahs Welt noch ein weiter Weg. Nach Angaben der niederländischen Non-Profit-Organisation Circle Economy ist unsere Welt derzeit nur zu 8,6 Prozent zirkulär. Die internationale Nachhaltigkeitsorganisation Global Footprint Network hat zudem errechnet, dass für die Bereitstellung der von uns heute nachgefragten Güter und Dienstleistungen die Ressourcen von 1,7 Erden erforderlich sind. Um die Klimaziele zu erreichen, müssen wir den Übergang zur Kreislaufwirtschaft beschleunigen. Was sind die nächsten Schritte, wo liegen die Hürden und wie können wir sie überwinden? „Ich habe einmal Leute gesehen, die an einem Strand Müll aufgesammelt haben. Die Wellen spülten immer mehr Abfall an. Da kam mir die Erkenntnis, dass es nicht funktioniert, wenn man sich auf die Müllbeseitigung konzentriert. Wir müssen früher ansetzen", erklärt Simon Widmer, Design Network and Creative Lead bei der Ellen MacArthur-Stiftung in Cowes/England. Mit „früher" meint Widmer den Zeitpunkt, an dem ein Produkt konzipiert wird. „In dieser Phase werden bei Materialien und beim Geschäftsmodell wichtige Entscheidungen getroffen, die sich später nur schwer rückgängig machen lassen", sagt er. Bei diesen Entscheidungen geht es laut Widmer unter anderem darum, den tatsächlichen Bedarf zu verstehen und ihn im Rahmen des Gesamtsystems zu sehen. Das kann bedeuten, dass man kein physisches Produkt verkauft, sondern eine Dienstleistung oder ein Erlebnis anbietet. Ein Patentrezept gibt es nicht. Je nach Kontext werden unterschiedliche Lösungen gebraucht. Das heißt auch, multidisziplinär und wertschöpfungskettenübergreifend zu denken. „Wir müssen die Art unserer Zusammenarbeit neu gestalten, um den tatsächlichen Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden. Anstatt durch den Abbau von Ressourcen Wert zu schaffen, arbeiten wir mit neuen Partnern daran, Lösungen zu entwickeln, mit denen Abfall und Verschmutzung vermieden werden können, ein Materialkreislauf möglich ist und sich die Natur erholen kann", sagt Widmer.
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