SFH-142688 Auf Sand gebaut: Was soll das Neom-Projekt für 500 Milliarden US-Dollar?. xxxxxxxxxxxxxxx In Saudi-Arabien entsteht mitten in der Wüste eine Megacity für neun Millionen Menschen.n Saudi-Arabien entsteht mitten in der Wüste eine Megacity für neun Millionen Menschen.://www.rnd.de/politik/neom-megacity-in-saudi-arabiens-wueste-geplant-HOIYUWBWBVHUHM4ZRSLWL3W5IQ.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DExxxxxxxxxx In Saudi-Arabien entsteht mitten in der Wüste eine Megacity für neun Millionen Menschen. Straßen und Autos gibt es hier nicht, sie soll keine CO₂-Emissionen produzieren. Der Preis, den einige dafür zu zahlen haben, ist hoch. Auch deutsche Unternehmen sind beteiligt. Thoralf Cleven Thoralf Cleven 04.01.2023, 05:30 Uhr Berlin. Marco Vogel hat mit seinen 44 Jahren schon eine Menge Projekte realisiert. Der Bauingenieur aus Karlsruhe ist seit 16 Jahren für verschiedene Unternehmen im Mittleren Osten aktiv. Er baute Hochhäuser, Tiefgaragen, U-Bahnen im Oman, in Pakistan, in Indien, in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Jordanien. Aber das hier, sagt Vogel, das ist spektakulär. Vogel arbeitet als Regionaldirektor bei Bauer International FZE, einem Unternehmen des Spezialtiefbaukonzerns Bauer AG aus dem oberbayerischen Schrobenhausen. Es ist aktuell beteiligt am saudi-arabischen Urbanisierungsprojekt Neom. Das derzeit wohl gigantischste Bauvorhaben der Welt war bereits 2017 vom saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman angekündigt worden. Der Mann, der ein Jahr später die Ermordung und Zerstückelung des kritischen Journalisten Jamal Ahmad Khashoggi angeordnet haben soll, will sein Land mit Neom in die Moderne führen – raus aus dem Ölgeschäft, rein ins Geschäft mit erneuerbaren Energien. Mehr zum Thema Die Menschenrechtsbeauftragte im Auswärtigen Amt, Luise Amtsberg. Menschenrechtsbeauftragte „Saudi-Arabien benötigt Reformdruck wie Katar vor der WM" Neom: Grüne Stadt in der Wüste? Denn mitten in der Wüste von Saudi-Arabien soll eine riesige grüne Stadt entstehen. In der Megacity Neom könnten einmal neun Millionen Menschen leben. Dafür ist in den derzeitigen Planungen, an denen Teams aus aller Welt arbeiten, ein 26.000 Quadratkilometer großes Gebiet am Nordufer des Roten Meeres vorgesehen. Kalkulierter Investitionsumfang bislang: 500 Milliarden US-Dollar. Zweifler glauben, dass der Kronprinz den Mund zu voll genommen hat. Unklar ist auch, woher im Königreich die neun Millionen Menschen kommen werden, die hier einmal wohnen sollen. Saudi-Arabien hat derzeit etwa 35 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner, rund elf Millionen sind Gastarbeiter aus Ländern wie Indien, Pakistan, Indonesien, Sri Lanka oder Nepal. Die Investitionen sind zwar auf bis zu 30 Jahre ausgelegt. In Teilen soll Neom aber schon früher funktionieren. Das asiatische Olympiakomitee hat zum Beispiel dieses Jahr beschlossen, dass 2029 die Asien-Winterspiele in Neom stattfinden sollen. Ein Jahr später könnten hier auch Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft stattfinden, für die sich Saudi-Arabien gemeinsam mit Ägypten und Griechenland bewerben will. Bis dahin, bis 2030, sollen in die erste Bauphase des Gesamtprojekts Neom rund 320 Milliarden Euro geflossen sein. Biden in Saudi-Arabien: positive Bilanz trotz Mordfall Kashoggi US-Präsident Joe Biden will laut US-Regierungsvertretern einen Neustart der Beziehung zu dem traditionellen Verbündeten anstoßen. © Quelle: Reuters Kronprinz als Macher Saudi-Arabien-Kenner Sebastian Sons vom Center for Applied Research in Partnership with the Orient (CARPO) sagt, dass Riad ein noch stärkeres Imageproblem habe als etwa Katar. „Neom ist ein Symbol nach außen und nach innen", so Sons. „International will der Kronprinz damit die Öffnung des Landes und eine gewisse gesellschaftliche Liberalisierung signalisieren, um Investoren anzulocken. In Saudi-Arabien selbst will sich bin Salman als Macher präsentieren, der jungen Leuten Modernität verspricht." Saudi-Arabiens gigantischen Pläne in der Wüste Alle wichtigen Punkten sollen in The Line innerhalb von fünf Minuten erreichbar sein, auch die Stadien. 11 Bilder Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman hat utopische Bau- und Wohnprojekte für sein Land entwickeln lassen. Er treibt Neom – so der Überbegriff für die entstehende Megacity – mit aller Härte gegen die einheimische Bevölkerung voran. Internationale Teams gehen ihm bei den Plänen zur Hand. Zweifler glauben, der Thronfolger wird sich verheben. © Quelle: picture alliance / abaca Bin Salman will mit Neom mehr als nur auf Sand bauen. Der Prinz hat klare Vorgaben gesetzt: keine Straßen, keine Autos – stattdessen Highspeed-Bahnen im Untergrund und Flugtaxis in der Luft. Die Energie für Licht, Lüftung, Kühlung, Verkehr – sie soll komplett aus erneuerbaren Quellen, die derzeit gerade mal zwei Prozent in Saudi-Arabien ausmachen, stammen. Bäume und Grünpflanzen sollen auf natürliche Weise für ein angenehmes Klima sorgen. Neom, hat der Prinz gefordert, soll die weltweit erste Stadt sein, die keinerlei CO₂-Emissionen mehr produziert. Klima-Check Erhalten Sie den Newsletter mit den wichtigsten News und Hintergründen rund um den Klimawandel – jeden Freitag neu. E-Mail-Adresse eingeben Abonnieren Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu. Es gibt ebenso Zweifel an solchen Versprechen, ganz abgesehen davon, dass in der Bauphase der CO₂-Fußabdruck durch die Unmengen Beton und Glas gigantisch ausfallen dürfte. „Neom", glaubt Felix Jansen von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), „dürfte in etwa so nachhaltig sein wie eine Skianlage in der Wüste." „Wer will hier leben?" Jansen sagt, dass technisch vieles möglich ist. Nachhaltigkeit mache sich aber nicht an Details von Bauprojekten fest. Es müssten zum Beispiel auch die sozialen Möglichkeiten stimmen. „Neom wirkt wie ein Schutzbunker oder ein Raumschiff. Wer will hier leben?", fragt er. Komplett futuristisch wirkt tatsächlich das Neom-Teilprojekt The Line. Hierbei entsteht auf 170 Kilometer Länge eine wie am Lineal gezogene, lediglich 200 Meter breite Stadt mit 1000 Hochhäusern und gigantischen, verspiegelten Glaswänden. Und hier kommt die Bauer AG mit Marco Vogel ins Spiel. The Line wird aus aneinandergefügten, 800 mal 200 Meter großen Modulen entstehen, auf denen jeweils acht 500 Meter hohe Wohntower thronen. Die Last für den Boden ist gewaltig. Die bayerischen Spezialtiefbauer sollen deshalb für Grund sorgen. Dafür werden bis zu zwei Meter im Durchschnitt messende Betonpfähle in eine Tiefe von 70 Metern in den Sandboden gesetzt. Herausforderung für Unternehmen „Ingenieurtechnisch ist das Projekt eine echte Herausforderung", sagt Bauer-Regionaldirektor Vogel. „Das macht Neom so interessant. Ich habe so etwas noch nie gesehen." Dafür werde eben nicht gekleckert, sondern geklotzt. „Das Investitionsvolumen ist sehr groß. Der Kronprinz will damit seine Vision von der Transformation des Landes umsetzen, möglichst im Eiltempo", so Vogels Eindruck. Die ersten Baumaßnahmen haben längst begonnen: Bagger und Planierraupen schaffen Platz, es wird bereits hier und da betoniert, vereinzelt sind sogar schon Stahlfundamente vorhanden. Vogel ist von der Geschwindigkeit der Saudis beeindruckt. „Früher war dies hier Niemandsland. Jetzt entsteht eine Stadt der Größe Belgiens." Dschidda: Bundeskanzler Olaf Scholz (Mitte, SPD) wird im September 2022 vom Kronprinzen des Königreichs Saudi-Arabien Mohammed bin Salman al-Saud (rechts) und einer Delegation im Al-Salam-Palast empfangen. Dschidda: Bundeskanzler Olaf Scholz (Mitte, SPD) wird im September 2022 vom Kronprinzen des Königreichs Saudi-Arabien Mohammed bin Salman al-Saud (rechts) und einer Delegation im Al-Salam-Palast empfangen. © Quelle: Kay Nietfeld/dpa Menschenrechtsaktivisten weisen indes darauf hin, dass bin Salman keinerlei Widerstände gegen seine Vision duldet. Die Region sei mitnichten ein Niemandsland. Vertreibungen lokaler Stämme wie der Howeitat seien den Arbeiten vorausgegangen. Zwangsräumungen und Verhaftungen waren an der Tagesordnung. Sicherheitskräfte erschossen 2020 den Aktivisten Abdul-Rahim Al-Howaiti, der gegen die Zwangsumsiedelungen protestiert hatte und sich weigerte, sein Haus zu verlassen. Mehrere Siedlungen direkt an der Küste wurden dem Erdboden gleichgemacht, ist aus dem Vergleich alter und aktueller Satellitenbilder zu erkennen. Wo die Bewohnerinnen und Bewohner jetzt leben, weiß nur die saudische Regierung. In der alten Hafenstadt Dschidda, eine Metropole mit vier Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern, werden ganze Viertel dem Erdboden gleichgemacht, um sie völlig neu aufzubauen. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind nicht gefragt worden, bis zu einer Million Menschen wurden obdachlos. Mehr zum Thema 2015 ließ ein britischer Komiker während einer Pressekonferenz Geldscheine auf den damaligen Fifa-Präsidenten Sepp Blatter regnen. Katar lässt Kassen klingeln König Fußball und sein Goldesel: Wer verdient eigentlich wirklich an der WM? Kronprinz Mohammed bin Salman von Saudi-Arabien nimmt vor einem Arbeitsessen auf dem G20-Gipfel in Nusa Dua, Bali, Indonesien, Platz. Überraschende Kehrtwende Washington zum Fall Khashoggi: Kronprinz Mohammed soll Immunität erhalten Ein Torwart hält einen Ball und trägt dabei Handschuhe mit einem Regenbogen-Muster (Symbolbild). Kein Alkohol, dafür Diversität Saudischer Minister versichert bei möglicher WM-Ausrichtung: Homosexuelle Fußballfans wären willkommen Ausnahme bei Scharia Investoren und beauftragte Baufirmen aus dem Westen weisen darauf hin, dass das Königshaus in Neom politisch-religiös die Zügel schleifen lassen wolle. Angeblich werden hier nicht die strengen Vorschriften der Scharia gelten, sondern an westlichen Demokratien orientierte Gesetze. Unabhängig davon, ob solche „Pläne" in einem Land wie Saudi-Arabien, wo an einem Tag im März 2021 tatsächlich 81 Hinrichtungen durchgeführt wurden, glaubhaft sind: Warum nur hier? Unterschiedliche Aussagen gibt es auch um die Camps der Arbeitskräfte, wo jeweils rund 10.000 Beschäftigte unterkommen sollen. Es gibt dort vier verschiedene Qualitätskategorien – vom Manager bis zum Arbeiter. Letztere sollen jeweils zu viert untergebracht werden – mit Bett und Schrank, Toilette und Dusche. Bauer-Mann Vogel hat sie sich angesehen. „Die Camps haben einen sehr hohen Standard, ich war da sehr positiv überrascht. Die Saudis haben ganz klar aus den Debatten über die Stadionbauten und Arbeitsbedingungen im benachbarten Katar gelernt. Sie wollen sich da nichts vorwerfen lassen." Allerdings gibt es schon jetzt Berichte von Menschenrechtsorganisationen, wonach Arbeiter aus Indien und Pakistan zu sechst in einem kleinen Raum untergebracht werden. Vor dem Hintergrund eines autokratisch regierten Staats, der mit Gegnern oder Kritikern noch nie zimperlich umgegangen ist, stehen Unternehmen aus dem Westen bei Aufträgen aus oder Investments in Saudi-Arabien vor einem unlösbar scheinenden Dilemma, schätzt Carpo-Fachmann Sons die Lage ein. Goldgräberstimmung „Es herrscht Goldgräberstimmung. In Saudi-Arabien lässt sich in vielen Modernisierungsprojekten viel Geld verdienen", sagt er. „Auf der anderen Seite ist die Menschenrechtssituation und der Grad der Ausbeutung asiatischer Niedriglöhner noch problematischer als in der Zeit der Stadionbauten zur Fußball-WM in Katar." Ein Volocopter fliegt in einer europäischen Stadt. Ein Volocopter fliegt in einer europäischen Stadt. © Quelle: Christoph Schmidt/dpa Allein in Neom tummeln sich viele internationale Konzerne, auch aus Deutschland. Der frühere Siemens-Chef Klaus Kleinfeld war zunächst Neom-CEO, inzwischen agiert er als Berater des Kronprinzen. Planungsexperte Alexander Rieck, Chef des internationalen Architekturbüros Lava, engagiert sich bei der Errichtung der Planstadt. Unternehmen wie Siemens hoffen auf Aufträge für das unterirdische Metrosystem und einen Hochgeschwindigkeitszug. Unter Beteiligung von Thyssen-Krupp entsteht in Neom die weltgrößte Wasserstofffabrik mit einer Leistung von 2000 Megawatt. Und erst im November 2022 meldete Lufttaxihersteller Volocopter aus Bruchsal, dass Neom mit 175 Millionen Dollar beim Start-up einsteigt. Chancen für Menschenrechte Saudi-Arabien-Beobachter Sons sieht in solchen Kooperationen durchaus Chancen in Sachen Menschenrechte, weil die Saudis in vielen Bereichen auf die Expertise und die Produktqualität westlicher Konzerne angewiesen sind. „Es liegt in der Verantwortung der Unternehmen, für die eigenen Mitarbeiter zu sorgen und mit saudi-arabischen Partnern über wesentliche soziale Werte zu reden", findet Sons. Die soziale Hierarchisierung sei zwar Teil von Machtpolitik in allen Golfstaaten. „Aber Fortschritte im kleinen Maßstab sind möglich. Sie wären viel wert." 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